Die Geburt des A-Wurfes

Wie spannend, nun geht es also hier weiter. Ich möchte mich ganz herzlich bei allen bedanken, die so begierig, euphorisch und empathisch unser Trächtigkeitstagebuch verfolgt haben. Dieses findet nun seinen Höhepunkt auf dieser Seite, auf der ihr Schritt für Schritt die Geburt des A-Wurfes miterleben könnt. Von der aktuellen Wartephase, in der es jederzeit losgehen, aber auch noch ein paar Tage dauern könnte, bis zum Ende der Geburt halte ich euch hier permanent auf dem Laufenden. Viel Spaß!

05.05.2019 (57.Tag)


14:00Uhr

Bisher ging der Tag mehr oder weniger so weiter, wie er begonnen hat. Unruhige Phasen mit Hecheln und vielen Lageveränderungen wechseln ab mit entspannten Schlafphasen. Zur Zeit liegt Birla in ihrer Wurfkiste und ist absolut entspannt, schläft tief und ruhig. Ich vermute nach wie vor, dass es heute noch nicht ernst wird, aber Züchterfreunde, sowie Tierarztkollegen sehen das anders. Spannend ist es allemal. Es versteht sich von selbst, dass ich Birla nicht mehr alleine lasse.

Foto rechts: Als sie aber dachte, sie sei unbeobachtet, hat sie sich in ihre selbst gebuddelte Wurfhöhle unter unserem großen Buchsbaum zurück gezogen und weiter gebuddelt - Geburtsvorbereitungen!

20:00Uhr

Ich habe das Gefühl, die unruhigen Phasen mit Hecheln und Scharren werden häufiger. Am Nachmittag haben wir nochmal eine kleine Runde gedreht, quasi das Pendant zum "Treppensteigen": eine Spazierrunde im Weserbergland. :) Danach war Birla erschöpft und im wahrsten Sinne des Wortes "platt" (siehe Foto im Sandkasten). Sie hat dann eine ganze Weile stark gehechelt und war sehr unruhig, hat dann aber wieder lange und sehr entspannt geschlafen. In Rückenlage, schnarchend, genüsslich, das sah nicht nach beginnenden Wehen aus. Im Laufe des Abends gab es aber wie gesagt doch zusehends mehr unruhige Phasen. Aktuell ist eine solche gerade wieder abgeebbt und Birla hat noch ein bisschen gefressen und sich nun hingelegt.  

22:45Uhr

Wir sagen nun erstmal Gute Nacht. Die Situation ist mehr oder weniger unverändert. Schlafphasen, Hechelphasen, Unruhe. Gerade nochmal kurz nach draussen, dort hat Birla ein bisschen Durchfall abgesetzt. Auch das kann ein Anzeichen sein, dass es losgeht - kann, aber muss nicht. Birla liegt jetzt in der Wurfkiste und scheint schlafen zu wollen. Ich versuche das jetzt auch mal, bei ihr natürlich. Ich bin gespannt, wann und wie die Nacht vorbei sein wird..

06.05.2019 (58. Tag)


08:00Uhr

Wir haben eine sehr anstrengende und wenig erholsame Nacht hinter uns. Mehr als ein bis zwei Stunden Schlaf am Stück waren nicht drin - in denen ich dann auch noch völligen Unsinn geträumt habe, nämlich dass Birla drei riesige Dobermannwelpen zur Welt bringt.. :D Heute morgen ist Birla insgesamt fit, eine kurze Allgemeinuntersuchung ergab keinen Grund zur Besorgnis, aber nach wie vor sehr unruhig. Fressen mag sie nicht (gegen fünf hat sie ein paar Leckerchen genommen) und die kleine Spazierrunde habe ich nach wenigen Minuten abgebrochen, weil Birla unbedingt zurück nach hause wollte. Nun hechelt sie sehr und fiept. 


10:00Uhr

Wieder, Phasen in denen alles danach aussieht, dass es nun richtig losgehen könnte. Birla war sehr unruhig, hechelnd, hat sich den Bauch und die Vulva geleckt. Sie hatte außerdem Ausfluß, der nach dem Abgang des Schelimpfropfes aussah, welcher während der Trächtigkeit den Muttermund verschließt. Sie hat sich eng an mich gedrückt und sich mehrfach nach ihrem Bauch und Unterleib umgesehen. Die Phase ist nun wieder etwas abgeklungen und Birla ruht. Wirklich schlafen tut sie nicht und zeitweise fiept sie ein wenig. Jetzt steht sie gerade wieder auf, verlässt die Wurfkiste und stellt sich vor die Terassentür..ich schau mal was sie möchte.


10:30Uhr

Pillern...etwas verloren durch den Garten tapern...nochmal pillern..weiterschlendern..wieder pillern..dann kurz ein Stück die Straße rauf und runter..nee, auch nicht das Wahre, zurück nach hause, hinhocken zum Kotabsatz..bisschen Durchfall..nochmal hinhocken. Zurück in den Garten und ins Haus. In die Wurfkiste, sitzen, hecheln, wieder raus. Puuuuuh. Ich denke ihr hört es raus, hier ist Unruhe angesagt. Ich hoffe es bewegt sich was so langsam.. 


14:00Uhr

Es scheint loszugehen! Birla zeigt die ersten Presswehen!


15:30Uhr

Leider haben die Presswehen wieder aufgehört und es scheint nicht weiter zu gehen. Ich mache mir Sorgen.. :(


17:30Uhr

Wir schwanken zwischen abwarten und in die Praxis fahren. Eigentlich sollten Presswehen nicht wieder abebben, da sie den Eintritt eines Welpen in den Geburtskanal bezeugen und dieser dort möglichst bald raus sollte. Wir versuchen, die Wehen durch Bewegung und Ruhe wieder anzukurbeln.


19:00Uhr

Halleluja! Wir haben einen ordentlichen Krimi hinter uns, der aber zum Glück auch ohne Fahrt in die Praxis ein gutes Ende fand: um 18:15 Uhr hat ein kleiner Rüde das Licht der Welt erblickt. Birlas erstgeborener Sohn ist mit 555g ein properes Kerlchen, das es seiner Mama ganz schön schwer gemacht hat. Am Ende musste ich ihr helfen, den kleinen Brocken zur Welt zu bringen, was sowohl für Birla als auch für mich eine nervenaufreibende Angelegenheit war. Umso glücklicher bin ich, dass der Kleine sofort topfit war und keine 5min nach seiner Geburt bereits nuckelnd an Mamas Zitze hing. 


20:00Uhr

Ein Bärenmädchen hat mit nur dreimal pressen den Weg zu uns gefunden. Um 19:20Uhr wurde eine kleine Hündin geboren, die mit 516g keine Probleme hatte, durch den Geburtskanal zu passen. Beide Welpen trinken eifrig und sind quietschfidel. 


21:30Uhr

Diesmal waren wieder deutlich mehr Wehen nötig, bis wir den nächsten Welpen in Empfang nehmen durften. Umso überraschter waren wir, dass es nicht der erwartete Brocken, sondern ein zartes kleines Mädchen mit 348g Geburtsgewicht war. Die Kleine war von Anfang an ebenso fit wie ihre Geschwister und hat sich gleich an der Milchbar eingereiht - und sich direkt mal die beste Zitze erkämpft.  


22:45Uhr

Ausgleich! Nun steht es zwei zu zwei, denn gerade hat ein weiterer Rüde das Licht der Welt erblickt, der mit 390g aber deutlich leichter ist als sein großer Bruder. Er brauchte einen kleinen Moment, um anzukommen, hat sich dann aber gleich lautstark übers trocken reiben beschwert und hatte keine Probleme, die Zitze zu finden und zu trinken. 


0:45Uhr

Und wieder dürfen wir ein kleines Mädchen Willkommen heißen. Soeben wurde eine Hündin mit guten 452g Geburtsgewicht geboren. Birla ist nun schon deutlich routinierter, wenn es darum geht, die Welpen "auszupacken" und abzunabeln.


Ungefähr eine dreiviertel Stunde nach der Kleinen kam leider ein toter Welpe, ein beginnend mumifizierter Fötus, der in etwa um den 30. Trächtigkeitstag abgestorben sein muss. Mach es gut Kleiner, wir hätten dich gern kennengelernt. 


2:55Uhr

Schwupps! Das ging relativ fix, da flutschte unser sechster fertiger Welpe ins Wurflager, bereits fertig ausgepackt ohne Fruchthüllen - und sowas von fit. Auf meiner Skala von 1-10 hat er gleich mal eine 11 bekomen. :) Es ist ein Rüde und wiegt 486g. Ein Abtasten des Bauches ergibt: fertig sind wir definitiv noch nicht, da wird weiterhin gezappelt. 


5:00Uhr

Manchmal liegen Freud und Leid sehr dicht beieinander. Nun sind bereits 11 Stunden vergangen seit der erste Welpe kam, Birla hat das alles wirklich toll gemacht. Doch langsam schwinden die Kräfte und für die Welpen, die noch im Bauch sind, können die Strapazen zu viel werden. So ging es wohl auch dem kleinen Mädchen, das gerade zur Welt kam. Sie kam ohne Fruchtblase, diese scheint schon im Geburtskanal gesprungen zu sein, wodurch die Kleine wohl zu lange unterversorgt war. Sie machte ein bis zwei Atemzüge bei bereits versagendem Herzschlag. Ich begann sofort mit sämtlichen Notfallmaßnahmen und kämpfte fast eine Stunde um ihr Leben...bevor ich mich leider geschlagen geben musste. :( Es tut sehr weh.. 


8:30Uhr

Achman..auch wenn es dazu gehört, es fühlt sich einfach so unendlich falsch an: auch der gerade geborene Welpe steckte unterversorgt im Geburtskanal fest und kam bereits tot zu Welt. Alle Versuche der Reanimation scheiterten. Auch diesen kleinen Kerl mussten wir also gehen lassen. :( Obwohl insgesamt noch alles im Rahmen ist, Dauer der Geburt, Zustand der Mutter, Vitalität der Welpen, Anzahl der verloren Welpen - es ändert nichts daran, dass ich beginne abzuwägen, ob ich eingreifen sollte. Denn auch jetzt, nachdem Birla insgesamt neun Welpen zur Welt gebracht hat, vermute ich nach dem Abtasten, dass noch mindestens ein weiterer Welpe im Bauch ist. Soll ich warten ob Birla das hinbekommt? Wird auch er im Geburtskanal versterben? Ist es wirklich nur noch einer? Lebt er noch? Nachdem ich noch eine Weile abgewartet und mich mit Kollegen beraten habe, entscheide ich mich, in die Praxis zu fahren. Die sechs munteren Welpen haben gerade gut getrunken und liegen nun zufrieden schlafend im Körbchen mit den Wärmflaschen. Ich lasse sie dort, sicher, satt und warm und mache mich mit Birla auf den Weg. Dank meiner ganz tollen Kolleginnen, die sofort für uns da sind, können wir schnell und sicher die wichtigen Befunde erheben: im Röntgenbild sehen wir noch zwei Welpen in Birlas Bauch. Die Ultraschallkontrolle ergibt, dass einer von ihnen nicht mehr lebt. Aber der zweite, nach ewigem Suchen, ja, dort, ein schlagendes Herzchen! Wir beraten uns und entscheiden, es ist das sicherste für Mutter und Kind, wenn wir handeln. Wir werden nicht warten, ob Birla den toten Welpen gebären kann (er lag noch sehr weit vorne und die Chancen standen nicht gut) und ob es der lebende schafft, bis er durch Wehen auf die Welt käme. Nein, ich will nicht noch einen verlieren und vor allem soll Birla geschont werden. Also: Kaiserschnitt. Wir legen Birla in Narkose und jetzt muss alles schnell gehen. Aufgrund meiner "emotionalen Befangenheit" werde ich nicht mit operieren, sondern bereit stehen, um den Welpen in Empfang zu nehmen und alles zu tun, damit er es schafft.. Als erstes wird der kleinere Welpe geholt. Unser Verdacht bestätigt sich, das kleine Mädchen lebt nicht mehr... :( Dann kommt der deutlich größere Welpe. Ich nehme ihn in Empfang, befreie ihn aus den Hüllen und nabel ihn ab. Sofort spritze ich ihm das Gegenmittel gegen die Narkotika und beginne, ihn zu reiben und die Nase abzusaugen. Komm schon! Weiter reiben, weiter hoffen. Was das ein Atemzug? Und dann kam es, das schönste Geräusch, das mir die Tränen in die Augen trieb: ein lautes, protestierendes Quäken von dem kleinen Bündel in meiner Hand. So schön! Willkommen im Leben kleiner Mann! Und von dem Moment an war er stabil und munter und hat lautstark mitgeteilt, dass er Hunger hat. Ich habe ihm also schonmal etwas Milch von Birla gegeben, während meine Kolleginnen die OP beendeten. An dieser Stelle nochmal ein riesiges Dankeschön an alle meine Kolleginnen der Tierarztpraxis am Roseneck. Ihr seid toll! Und wir nun endlich durch mit einer Geburt, die lang und anstrengend war und viele Hochs und Tiefs bereit hielt. Kurze Zeit später waren wir schliesslich an dem Punkt, auf den ich schon soooo lange hingefiebert hatte: zu hause, Wurfkiste komplett gesäubert und frisch gemacht und auf den sauberen, weichen Laken eine erschöpfte aber zufriedene frischgebackene Hundemama, an deren Gesäuge sieben kleine, perfekte Bärenkinder liegen und trinken. Wunderschön, überwältigend, rührend. Ich bin unfassbar stolz auf mein Hundemädchen und ihre Wahnsinnsleistung. Und nun brauchen wir vor allem Ruhe, viel Schlaf, Nähe - und die Bärenfamilie ganz viel Energie zum Wachsen. 


Wie schön, dass ihr endlich da seid, ihr sieben kleinen großen Wunder! Ich werde euch behüten und weiterhin alles tun, um euch den allerbesten Start in euer Leben zu ermöglichen. 

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